Montag, 1. August 2011

[Rollenspiel] "Magische" Waffen

Oder: Ist ein Schwert +1 wirklich magisch?

Klassischer Fall von magisch oder nur gut verarbeitet
Nach längerer Zeit mal wieder eine kleine Philosophiestunde. Grund für diese Überlegung liegt darin, dass ich gerade dabei bin Schatztabellen für mein Regelwerk bzw. für Cimorra zu schreiben. Dabei bin ich über den Punkt "Magische Gegenstände" wie eben magische Waffen, Rüstungen und ähnliches Zeug gestolpert und es kam bei mir so die Frage auf, was nun in diese Liste kommen soll.

Da mein Regelwerk zu gewissen Teilen auf DnD basiert, kam natürlich die Überlegung sofort auf, die altbekannten "+-Waffen" wie z.B. Bastardschwert+1, aufzuführen. Doch was bedeutet eigentlich der Plus-Bonus? Und kann man es nicht etwas schöner darstellen? Denn wenn ein Charakter ein "Bastardschwert +1" findet, klingt das nicht besonders schick, sondern es definiert nur den Bonus der Waffe für den Spieler.


Definition des Plus-Boni

Wenn nun ein Charakter eine Waffe mit einem Plus-Bonus hat, dann gehen viele davon aus, dass diese Waffe gleich "magisch" ist. Aber, ist sie das wirklich? In meinem System ist es so, dass der Plus-Bonus den Schadens- sowie auch den Trefferwert erhöht, wodurch sie leichter zu führen ist und mehr Schaden beim Gegner anrichtet. (Desweiteren gibt es noch einen Verteidigungsbonus bei Waffen, der aber gesondert aufgeführt wird). Die Tatsache, dass z.B. ein Bastardschwert +1 mehr Schaden anrichtet oder sich leichter führen lässt als seine normale Variante, heißt für mich noch lange nicht, dass sie magischer Natur ist. Sie ist vielleicht sorgfältiger oder aus besseren Materialien hergestellt worden. Aber da ist noch lange keine Magie in die Waffe eingeflossen.

Daher sehe ich das so, dass keine Waffe mit Plus-Bonus magisch ist, solange sie keine wirkliche Magie wie z.B. in Form einer Feuerklinge oder Ähnlichem besitzt. Hat z.B. ein Flammenschwert einen Plus-Bonus, dann ist es auch wirklich eine magische Plus-Waffe, aber ohne den entsprechenden Zauber ist es höchsten gut geschliffen.

Deswegen staffel ich die Waffen mit Bonus wie folgt:
+0 Normale Waffe
+1 Bessere Waffe
+2 Hochwertige Waffe
+3 Sehr hochwertige Waffe
+4 Meisterliche Waffe
+5 Legendäres Meisterstück

Dies gilt genauso auch für Rüstungen oder andere Gegenständen und genauso auch umgekehrt für Waffen mit geringerer Qualität In dem Fall gibt es halt einen entsprechenden Malus.

Also, halten wir fest: Ein Bonus, der ein Attribut einer Waffe modifiziert, ist noch lange kein Hinweis auf Magie.


Namensgebung

Nun, wie schon gesagt, klingt "Bastardschwert +1" irgendwie...primitiv und doof. Daher neige ich lieber dazu Spieler- und Charakterwissen zu trennen und diese Gegenständen lieber einen, nennen wir es, "atmosphärischen" Namen zu geben. Dabei beziehe ich mich auf die oben gelistete Tabelle.

Sicherlich klingt "Besseres" oder "Hochwertiges Bastardschwert" nicht ideal, aber definitiv und immer noch besser als "Bastardschwert +1".

Diese Methode ist jetzt natürlich settingsneutral gehalten. Je nach Setting kann die Benennung von Waffen natürlich auch mit deren Ursprungsort kombiniert werden wie z.B. cimmerisches Bastardschwert oder valkarischen Breitschwert. Dies kombiniert mit der obrigen Tabelle kann dann für solche Namen wie ein "meisterliches Bastardschwert aus Cimmeria" oder "legendäre Zwergenaxt" führen.
Besonders berühmte Waffen können auch einen Eigennamen haben, wie "Orkenspalter", "Sternenschweif", "Schicksalsklinge" oder "Geisterklinge" haben. Das heißt noch lange nicht, dass diese Waffe auch magisch sind. Sie sind wahrscheinlich lediglich nur besonders meisterliche und legendäre Einzelstücke, denen man vielleicht sogar nur magische Fähigkeiten angedichtet hat.
So könnte theoretische auch eine einfache Keule "magisch" sein, wenn man nur daran glaubt.


Wirklich magische Waffen

...brauchen nicht unbedingt einen Schadensbonus, aber es macht sie interessanter und tödlicher. Wirklich magische Waffen definieren sich durch ihre besonderen Eigenschaften. So kann ein geheiligtes Zepter zum Beispiel doppelten Schaden gegen Untote anrichten, die Klinge eines Schwerts brennt stets mit einer roten Flamme, der Kopf eines Streithammers wird von einem rüstungsbrechende Energiefeld umspielt oder die Waffe kennt sämtliche Möglichkeiten eines Angriffs und kann diese somit zu einem hohen Prozentsatz abwehren.
Ob nun die Quelle der Magie göttlich, spritistisch, außerirdisch, außerdimensional oder archeotechnologisch ist, ist ganz vom Setting abhängig.

Wichtig ist nur, dass es irgendwie plausibel sein sollte. Ein "Lendenschurz des tödlichen Speerstoßes" wäre etwas lächerlich und dämlich, während ein "Magisches Vampirzahnamulett", welches den Träger vor Vampirangriffen schützt schon wesentlich glaubhafter ist. Aber auch hier ist letztendlich wieder das Setting ausschlaggebend.

Apropos Setting...


Magische Waffen und Artefakte auf Cimorra

Im Vergleich zu einem Sword & Sorcery-Setting ala "Conan" oder BoLs "Lemuria" gibt es weit mehr magische Waffe und andere, ähnliche Artefakte. Diese stammen zu meist von den Uralten oder den Altvorderen ab und bieten teilweise recht bizarre und seltsame Funktionen. Sie gehören zum "Weird"-Faktor der Welt und basieren in gewisser Weise auf den Konzepten, wie sie bei Lovecraft, Smith oder Vance eingesetzt werden. Diese Waffen und Artefakte sind fremdartig, bizarr, seltsam und durchaus mächtig. Magische Flöten verbessern die Chancen einer Beschwörung, während Waffen, die mit einer Rune gegen die Uralten ausgestattet sind, diese und ihre Diener effektiver verletzen.
Auch Energiewaffen, gewaltige Kriegsmaschinen, Wasserstoffbomben oder Luftschiffe gehören ebenfalls dazu, denn im Grunde ist alles, was sich die Cimorrier nicht erklären können, magisch. Ob nun die Quelle wirklich magischer Natur ist oder auf eine fremdartige Technoglogie basiert, sie dahingestellt.

Insgesamt ist es auf Cimorra aber so gedacht, dass solche Waffen und Artefakte zwar bekannt sind, doch gibt es nur wenige, die wissen oder erahnen, wie man sie bedient oder sie sogar replizieren können. Daher gibt es z.B. in manchen Stadtstaaten auch Krieger, die mit Energiewaffen ausgerüstet sind, da ein Gelehrter ihre Funktionsweise erklären und sogar nachbilden konnte. Im Großen und Ganzen aber ist und bleibt die Technologie der Uralten und der Altvorderen eher selten und ist entsprechend kostspielig.

Bonuswaffen und -rüstungen sind relativ normal. Natürlich ist aber ihre Häufigkeit und ihr Preis abhängig von der Qualität. Nicht, dass jeder mit einer +5-Waffe herumrennt. Aber eine bessere oder hochwertige Waffe ist keine Seltenheit und kann auch bei einem guten Schmied erworben werden.


Magische Waffen und Artefakte auf Gaia
Gaia ist in Sachen "Magische Artefakte" eine ganz anderes Kaliber. Magie ist auf Gaia ein vollkommen normaler Umstand. So wie es bei uns Elektrizität, Gas und Atomkraft gibt, so gibt es auf Gaia eben Mana. Dementsprechend sind "magische Artefakte" auf Gaia auch sehr normal, da nahezu jede Gerätschaft magisch ist. Auf Gaia wurde Magie industiralisiert und magische Waffen und Rüstungen werden in Fabriken hergestellt und nahezu jeder trägt einen Manafokus, um die magischen Energien bündeln zu können.
"Mana-Punk" bzw. "Mana-Fantasy" ist dementsprechend ein passender Name wie im Vergleich zu "Steam-Punk" oder "Steam-Fantasy".

Allerdings gibt es auch hier eine Trennung zwischen alltäglichen Gerätschaften, Maschinen und Waffen und jenen, die aus einer Zeit stammten, als Magie noch wirklich etwas Besonderes darstellte.


Abschluss

Das dieser Gedankengang natürlich auch für Rüstungen und andere Gegenstände gültig ist, ist natürlich klar. Mir ging es hier im Grunde wirlich nur darum, wie man die leicht angestaubte Definition der Plus-Bonus-Waffen neu betrachten und verstehen kann, ohne gleich dahinter das Bild von klassischem Old-School-D&D zu sehen.

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