Freitag, 25. Februar 2011

[Philosophie] Interessante Gegensätze & Klischees

Werden die Säulen von Gargoyles getragen oder von Dingern, die man nur als Gargoyles bezeichnet? ("After the hunt, beyond the most faraway midnight" von Hervé Scott Flament)
Wenn man so einen Blick über den reichhaltigen Fundus an Weird Fiction Geschichten schweifen lässt, fallen dem Leser vielleicht ein interessanter Gegensatz auf.
Auf der einen Seite hat man die bizarren und abstrakten Kreaturen, für welche die Weird Fiction bekannt ist. Beispiele gibt es da zu Haufe wie z.B. Lovecrafts Byakee, die Tiefen Wesen oder letztendlich die Großen Alten, allen voran natürlich Cthulhu.
Auf der anderen Seite stößt man immer wieder auf sehr klassische Kreaturen. Hier seien vor allem schlangenbehaarte Medusen, ziegenartige Satyren, steinerne Gargolyes oder titanische Zyklopen genannt.

Die Frage, die ich mir nun stelle, ist folgende: Sind diese klassischen Wesen wirklich als das zu sehen, wie wir sie aus der griechischen Mythologie her kennen?

"Mänede & Satyr" Ein klassischer Satyr...


... oder eher unklassisch (Dunkles Junge von Shub-Niggurath)

Sicherlich ist diese Frage eine Definitionssache eines jeden Einzelnen, aber sie ist nicht uninteressant. Haben Lovecraft, Smith & Co. wirklich die klassischen Wesen griechischer - oder auch anderer - Mythologien gemeint? Oder lag da eine ganz andere Vorstellung da hinter?

Wenn ich jetzt z.B. in einem D&D-Monsterkompendium von Nixen, Medusen, Satyren oder ähnlichen Wesen lese und die doch recht klassischen Bilder sehen, so frage ich mich, ob das eigentlich so passt. Schließlich spielen die meisten Fantasyrollenspiele nicht auf der Erde, also warum "irdische" Wesen verwenden?

Die gleiche Frage könnte man sich auch bezüglich der Pflanzen & Tierwelt stellen. Warum gibt es auf Fantasywelten sehr oft einfache, irdische Tiere Vögel, Katzen, Hunde oder sogar Pferde? Sind diese Konzepte der Evolution so erfolgreich, dass sie überall anzutreffen sind? Oder dient es uns, dem Spielleiter und den Spielern, nur um sich leichter in die Welt einfinden zu können und sich Unmengen an Beschreibungsarbeit zu ersparen?
Möglich, denn vertraute Konzepte sind einfacher umzusetzen wie auch zu beschreiben.
Sicherlich weiß jeder Spieler sofort, was mit einem Pferd oder einem Ork gemeint ist(auch wenn sich bei letzterem die Meinungen und Vorstellung arg spalten). Und es ist auch für jeden Spieler einfacher einen Elfen darzustellen als ein weibliches Wesen mit einem Käfer anstelle eines Kopfes, die sich per Zeichensprache und Duftstoffen verständigt.
Auf der einen Seite sind somit diese Klischees wichtig, denn sie vereinfachen unser Arbeit, die Kommunikation zwischen den Spielern und dem Spielleiter und bilden eine Basis für eine gemeinsame Imagination.
Aber auf der anderen Seite schränken sie uns doch stark die unseren Denkweisen und verleihten uns, Vorstellungen schnell und einfach wie Fast Food zu konsumieren.
Niemand wird sich bei dem Wort "Elf" noch groß Gedanken darüber machen, wie ein Elf aussieht oder wie er sich zu verhalten hat. Doch kaum bringt man einige Elemente aus dem Gleichgewicht des Klischees, wird die Sache interessant.
Es hat zwar jetzt nichts mit Cimorra zutun, sondern eher mit meine Hauptwelt Gaia, aber es passt nun gut zu dem Punkt mit dem Elf:
Wenn man im Normalfall an einen Elfkrieger denkt, hat man das Bild eines stolzen, erhabenen Wesens vor sich. Ein Wesen des Lichtes, gewandet in silbernen Mithril und mit wallendem blonden Haar.
Auf Gaia gab es diesen Zustand mal vor langer, langer Zeit. Doch dann kamen die Menschen ins Spiel und mit ihnen Krankheiten, gegen welche die Elfen nicht immun waren und viele von ihnen starben.
Betrachtet man heute einen Elfen auf Gaia, so wird man einen nicht gerade menschenfreundlichen Charakter vorfinden, der wahrscheinlich komplett in eine fremdartige und sci-fi-artige Vollrüstung gesteckt ist, um sich vor den Menschen und ihren Krankheiten zu schützen. Sie betrachten die Menschen krankhafte, kurzlebige Kreaturen, denen man zumindest ungeschützt sofort aus den Weg gehen sollte. Zwar sind die Elfen immer noch stolz und ungemein arrogant, doch bei weitem nicht mehr die "Herr der Ringe"- oder "Warhammer Fantasy"-artigen Strahlemänner. Sie sind auch nicht das, was man als Dunkelelfen bezeichnen würde, sondern nehmen eine neue Nische ein.
Eine Verschiebung der klassischen Klischees.

Doch zurück zu den Wesen der klassischen Mythologien in Weird Fiction.
Um ehrlich zu sein, ist gerade die Vorstellung von wirklichen, klassischen Wesen bekannter Mythologien in der Weird Fiction ein Aspekt zur Exotik dieses Genres. In all den neuen, bizarren Ideen verbergen sich märchenhafte Dinge, die das Bild auf die Weird Welt verändern, weiter auffächern, erweitern und irgendwie ergänzen.
Irgendwie passen die Satyren, die jaulend und erregiert bei einer Orgie zu Ehren von Shub-Niggurath anwesend sind und ebenso die Nymphen, Dryaden und Musen in den bizarren Gärten wahnsinniger Magier auf fremden Monden.

Wie schon gesagt, es ist eine persönliche Geschmackssache und Definition. Vielleicht habe ich hier wieder ein paar Gedankengänge angestoßen, wie man das Bild seiner Welten wieder um einen Aspekt erweitern kann.

1 Kommentar:

  1. "Sicherlich ist diese Frage eine Definitionssache eines jeden Einzelnen, aber sie ist nicht uninteressant. Haben Lovecraft, Smith & Co. wirklich die klassischen Wesen griechischer - oder auch anderer - Mythologien gemeint? Oder lag da eine ganz andere Vorstellung da hinter?"

    Ohne jetzt rechthaberisch klingen zu wollen, aber: Es handelt es sich wenigstens bei Lovecraft (von Smith habe ich noch nicht allzu viel gelesen) mitnichten um eine Frage der persönlichen Preferenz des Lesers. Einerseits hat Lovecraft sehr wohl die klassischen Sagenwesen gemeint, andererseits aber ihnen eine neue Facette abgewonnen, indem er sie - durchaus schlüssig - in den Cthulhu-Mythos integriert hat: Ist dieser metaphysische Überau a) aus menschlicher Perspektive quasi-universalistisch und b) nie seiner Anhängerschaft gänzlich verlustig gegangen, so ergibt sich daraus, dass durch die gesamte Menschheitsgeschichte Zeugnisse dieser zw. Hinweise auf die Existenz jener Wesenheiten zu finden sind. Dabei liegt es nur nahe, dass etwas Über-/Außerirdisches auch Über-/Außerirdisches hervorbringt, dem wiederum durch Kontakt mit den Menschen Eingang in deren kulturelles Gedächtnis geebnet wird - und sei es nur verfremdet/verharmlosend, um sich das Sein dieses gänzlich Anderen irgendwie begreifbar und verstehbar zu machen.

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