Donnerstag, 1. September 2011

[Buch] Cugels Irrfahrten (Jack Vance)

Jetzt hab ich es doch glatt mal geschafft im Urlaub ein komplettes Buch zu lesen (Ja, für mich Laaangsaaaamleser ist es eine Leistung!).

"Cugel, der Schlaue", wie er sich selbst nennt, ist ein Streuner, ein Halunke und Ganove, der am Ende der Zeit auf der sterbenden Erde lebt und immer wieder versucht, den meisten Profit irgendwie zu erzielen. Dabei bekommt er es mit dem lachenden Magier Iucounu zu tun, der ihn bei einem Einbruch erwischt und ihn angemessen bestraft. Ans andere Ende der Welt versetzt, muss sich Cugel auf seinem Weg nach Hause nun mit anderen Halunken, Magiern, Dämonen, Bestien und den bizarren Seltsamheiten der Welt herumschlagen, bevor er sich an dem lachenden Magier rächen kann.

Das Buch besteht aus den beiden Büchern "Die Augen der Überwelt" und "Cugel, der Schlaue", die wiederum als Episodenromane anzusehen sind. Die einzelnen Kapitel sind eher Kurzgeschichten, die durch einen roten Faden verbunden sind. Das sollte man wissen, denn sonst erscheint das Lesen des Buches etwas zäh, vorallem, da manche Elemente sich immer wieder einmal wiederholen. Daher war auch die zweite Hälfte für mich eher ein Kampf als ein Genuss trotz der extremen Vielfalt an abgedrehten Ideen und Elementen, die Vance hier verbaut hat. Da wird schon mal durch die Zeit gereist oder man erkundet tragbare Dimensionslöcher. Man begegnet Muschelwesen, Schiffen, die von Würmern gezogenen werden, Taucher, die im Sumpf nach Dämonenschuppen suchen, Pilgern, die dank Cugels Hilfe langsam dezimiert werden, fliegenden Monstern, seltsamen Völkern und Städten mit noch seltsameren Sitten und Gebräuchen. Dabei sind das so viele Ideen, die hier verarbeitet wurden, dass es einem schon recht schwer fällt, alle im Nachhinein zu wiederholen. Das Setting ist eher mantel- & degenartig, was perfekt auf den Protagonisten abgestimmt ist, doch mich nicht so gefesselt hat, wie in den Originalgeschichten der Sterbenden Erde, welche mir eher etwas archaischer und endzeitlicher vorkamen und mich mehr an die Zothique-Geschichten von C.A.Smith erinnert haben. Cugels Sterbende Erde erinnert mich eher an eine Mischung aus Lovecrafts Traumlanden und Moers Zamonien: Abgedreht, seltsam, bizarr, tödlich und mit einer dicken Ladung absurdem Humor gespickt. Was noch etwas schwer fällt ist der Charakter des Cugels an sich, in den man sich recht schwer hinein versetzen kann. Sein einziger Antrieb ist Rache, Wohlstand und ein leichtes, genussvolles Leben. Und er versucht alles, um seine Ziele durchzusetzen - was aber meistens schief geht und er deswegen nur all zu oft am Ende eines Kapitels auf der Flucht ist.
Was wiederum positiv ist, ist die Schöpfungskraft von Vance. Er wirft ständig weltenbastlerische Geistesblitze rein ohne tiefer darauf ein zu gehen und so muss man sich manchmal ohne größere Aufklärungen auf die unzähligen Götter, Wesenheiten, Tiere, Pflanzen und - besonderes - Nahrungsmitteln einlassen und sie einfach geniesen.

Insgesamt waren "Cugels Irrfahrten" schon ein Genuss, doch sollte man ihn in Maßen und in Ruhe zu sich nehmen, um sich nicht gleich zu Beginn vollkommen zu überfressen.

7/10 gezuckerten Zitronentee nippende und dazu Nelkenplätzchen und Birnenkompott essende Jungfrauen, die gar keine mehr sind

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